Arbeitsgruppe:
Maus-Lymphom

Gruppe Egle

Immun-Interaktionen und Signalwege in humaner und muriner CLL

LIMCR

Konzepte/Grundlagen

Tumorbiologie ist ein komplexes Zusammenspiel von Veränderungen der Zellen, welche die klonale Evolution eines sich selbst reproduzierenden Organismus ermöglichen und sich nicht an die globalen Ziele des Organismus anpassen. Neben Veränderungen im genetischen Profil durch Mutation oder epigenetische Dysregulation, gibt es zahlreiche zelluläre Interaktionen (z. B. mit der Nischenumgebung, dem Immunsystem etc.) und programmierten Restriktionen (z. B. Zellstadien-spezifische Expressions- und Signalsysteme sowie Identitäten), durch deren Evolution die Entstehung eines sich selbst reproduzierenden Tumors ermöglicht wird (Abbildung 1).

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist nicht nur eine äußerst relevante und belastende Erkrankung für unsere Patienten in der Klinik, sondern auch ein einzigartiges Modell zur Untersuchung der oben beschriebenen komplexen Wechselwirkungen. Sie weist eine komplexe und heterogene genetische Landschaft, definierte Interaktionen mit dem Mikromilieu und dem Immunsystem sowie spezifische Bindungen auf der Entwicklungsebene der Tumorzellen auf. Diese verschiedenen Facetten der Erkrankung können untersucht werden, um die Tumorbiologie besser zu verstehen und somit für therapeutische Konzepte nutzbar zu machen.

Lösung

Die Arbeitsgruppe Egle ist mit der komplexen Aufgabe konfrontiert, zelluläre Signalübertragung und zelluläres Verhalten im Kontext zahlreicher relevanter Zell-Zell-Interaktionen zu modellieren, und verfolgt dabei einen Ansatz, der den klinischen Zugang zu validierten klinischen Primärproben von Patienten in Kombination mit modernsten Profilierungstechnologien und komplexen Kulturansätzen nutzt. Darüber hinaus konzentriert sich die Arbeitsgruppe zum einen auf die Entwicklung und

schrittweise Validierung geeigneter Mausmodelle für spezifische Fragestellungen, um klare „Proof-of-Principle“-Experimente zu ermöglichen. Auf diese Weise konnten wir auf der Grundlage von Experimenten mit sowohl primären Patientenproben, wie auch Mausmodellen, eine Reihe wichtiger Mechanismen erforschen und validieren, die für die Pathogenese von CLL eine entscheidende Rolle spielen.

Fortschritte/Forschungs­ergebnisse

In den vergangenen über 15 Jahren hat die Arbeitsgruppe Egle Mausmodelle für CLL entwickelt und dabei hochentwickelte genetische und experimentelle Instrumente eingesetzt, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse in einer Vielzahl von Bereichen zu gewinnen:

 

  1. Definition von wesentlichen Signalkomponenten, die bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der CLL, beteiligt sind, u.a. mit ersten „Proof-of-Principle-Experimenten“, in denen die Signalkomponenten im BCR Signalweg als valide therapeutische Targets definiert wurden,1 eine Strategie die sich derzeit in klinischer Weiterentwicklung von Medikamenten für diesen Signalweg befindet.
  2. Definition von wesentlichen Interaktionen zwischen dem Mikromilieu und Tumorzellen2, insbesondere im Hinblick auf therapeutisch relevante Zielstrukturen.3
  3. Definition von Immuninteraktionen und von sogenannten Immune Evasion Strategien (ein Mechanismus bei dem Tumorzellen den Angriffen des Immunsystems entgehen), die die Entwicklung der CLL vorantreiben oder einschränken.4,5
  4. Definition von Signalweg Signaturen, die unabhängig von mutationsbedingten Veränderungen in einem Signalweg mit dem klinischen Erscheinungsbild der CLL assoziiert sind und welche die Tumorbiologie mit Hilfe von Signalwegmuster beschreiben.6
  5. Definition von molekularen Veränderungen in der Biologie von muriner CLL durch Hochdurchsatz-Sequenzierung.7

Vorhaben

Basierend auf langjährigen Erfahrungen und ausgestattet mit einem wachsenden Arsenal an technischen Hilfsmitteln und genetischen Ressourcen (sowohl bei humaner, wie auch muriner CLL) sind wir nun in eine konzeptionelle „Proof-of-Principle-Phase“ eingetreten, in der wir wiederkehrende und zusammenwirkende Signalwegmuster von CLL bestimmen, und als sogenannte „Signalotypen“ beschreiben können.

Abbildung 1) Die Heterogenität in der klinischen und molekularen Erscheinung unterschiedlicher CLL Patienten ist das Ergebnis einer komplexen Wechselbeziehung von Tumorzellen mit dem Mikromilieu (Myleoide Zellen, andere akzessorische Zellen, T-Zellen) und einer Vielzahl von genetischen Defekten innerhalb der Tumorzellen. In ihrer Gesamtheit sind diese Wechselbeziehungen ausschlaggebend für den klinischen Verlauf der Erkrankung: das Gesamtüberleben, das Therapie-freie Überleben aber auch für den Therapieerfolg und die Zeit bis zu einem möglichen Rückfall nach zunächst erfolgreicher Therapie.

Forschungsschwerpunkt

Chronische lymphatische Leukämie ist eine klinisch und biologisch äußerst komplexe und heterogene Erkrankung, welche von chromosomalen Aberrationen, Mutationen in verschiedenen Genen, dem Einfluss des Mikromilieus2,8 und Interaktionen mit Immunzellen geprägt ist. Die Wechselwirkung dieser Faktoren wirkt sich letztlich stark auf den Krankheitsverlauf und den Behandlungserfolg aus (Abbildung 1).1,9,10 Bei CLL Patienten wird die Heterogenität der Erkrankung in der Regel anhand klassischer prognostischer Faktoren, genetischer Aberrationen und der prozentualen Verteilung von Immunzell-(Unter)Gruppen ermittelt. Im Gegensatz dazu verfolgen wir einen innovativen Ansatz, der auf der Hypothese beruht, dass die Zusammenschau aller genannten Faktoren sich in der CLL intrinsischen Signalweg (De)-Regulation wiederspiegelt (Abbildung 2), welche wir durch die Kombination von CLL-Transkriptom- und Phosphoproteomdaten analysieren.

Des Weiteren modellieren wir die CLL-Heterogenität in vivo, indem wir verschiedene genetisch veränderte Mausmodelle auf einem Tcl-1 Transgenen (tg) Hintergrund verwenden (Abbildung 3).5 Das Tcl-1-Transgen ist dabei für die Ausbildung und Etablierung von CLL im Mausmodell verantwortlich, während die genetischen Defekte in bekannten Targets die Entwicklung der CLL bzw. die Therapieresistenz modulieren, indem sie die Abhängigkeit vom Mirkomilieu3 und/oder die Kommunikation von CLL-Zellen mit Immunzellen4 und schließlich das Muster der (De)Regulierung des intrinsischen CLL-Signalwegmusters verändern.

großansicht
Abbildung 2) CLL Zellen zeigen ein sehr komplexes Muster an Signalwegregulationen, die sich aus einer großen Anzahl an Faktoren ergeben und das molekulare (und letztlich auch klinische) Erscheinungsbild der CLL beeinflussen. Mutationen können sowohl zu einem Funktionsverlust als auch einem Funktionsgewinn des betroffenen Genprodukts führen, während chromosomale Defekte, welche mit der Vermehrung oder dem Verlust von Chromosomenabschnitten assoziiert sind, die Expression von Genprodukten positiv oder negativ beeinflussen. Beide Formen von genetischen Aberrationen beeinflussen letztlich die Signalweg Aktivität. Deregulierte Signalwege regulieren letztlich das Überleben, die Zellteilung sowie die Migration von CLL Zellen. Des weiteren erhöhen sie zumeist die „Resistenz“ von Tumorzellen gegenüber Immunangriffen (Immune Evasion) indem Immunzellen, die den Tumor potentiell attackieren und somit vernichten können, in einen funktionsreduzierten Erschöpfungszustand getrieben werden (die sogenannte Exhaustion). Alternativ können Tumorzellen auch die Fähigkeit erringen, sich vor der Enttarnung durch Immunzellen zu verstecken, indem sie die Prozessierung und/oder Präsentation von Antigenen auf ihrer Oberfläche weitestgehend reduzieren. Ein weiterer eleganter Mechanismus den CLL Tumorzellen verwenden um sich einerseits vor Immunangriffen zu schützen und andererseits positive Signale zu erhalten, ist die direkte Beeinflussung des Mikromilieus. Dazu produzieren und sezernieren CLL Zellen Faktoren (zB Cytokine), welche direkt die Differenzierung von Zellen des Mikromilieus in Tumor protektive Zelltypen (zB Tumor assoziierte Makrophagen, regulatorische T-Zellen oder „erschöpfte“ T-Zellen) beeinflussen. Diese Tumor protektiven Zelltypen erzeugen soluble Faktoren oder stellen Rezeptor/Ligand Interaktionen zur Verfügung, die vorteilhaft für das Wachstum und das Überleben von CLL Zellen sind.

Team

Alexander Egle (PI)
ORCID: 0000-0003-0648-4416

Daniela Asslaber (PostDoc)
ORCID: 0000-0002-8711-016X

Jennifer Luise Forster (Dissertantin)
ORCID: 0009-0000-5247-0512

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